Auslandssemester à la Corona

Vom Traum- zum Alptraum-Semester
Wie mein Auslandssemester dem Coronavirus zum Opfer fiel

💔💔💔


Voller Vorfreude stieg ich Anfang Februar ins Flugzeug nach Frankreich. Mein Auslandssemester in Paris sollte nun endlich losgehen. Ein Jahr voller Stress, Enttäuschung, Aufregung, Vorbereitung und Arbeit lag hinter mir. Zwischenzeitlich – wenn die Abgaben für die Universität in Hannover, die Arbeit um Geld zu verdienen und die Vorbereitung für Paris mal wieder zu viel wurden – habe ich mich immer wieder gefragt, warum ich diesen ganzen Stress eigentlich auf mich nehme. Aber in Paris angekommen, war mir direkt klar: Der Stress war das alles hier wert. Ich habe mich in der Metropole direkt wohl gefühlt. Die Stadt und ihre Bürger haben sich mir gegenüber stets von ihrer besten Seite gezeigt. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, darunter andere Austauschstudierende, Franzosen/Französinnen oder auch meine liebe Mitbewohnerin. Auch wenn mich die Universität direkt stark gefordert hat, bin ich dennoch gerne hingegangen. In meiner Freizeit spazierte ich meist durch die schönen Pariser Straßen oder besuchte eines der vielen kulturellen Highlights der Stadt. Ich konnte es gar nicht abwarten, das alles bei schönstem Frühlingswetter zu erleben und vielleicht ein Picknick beim Eiffelturm zu genießen. Doch dazu sollte es leider nicht kommen. 

Als im März die Corona Fälle auch in Europa, besonders in Italien, stiegen, habe ich angefangen mich verstärkt über die Lage zu informieren. Noch sah ich jedoch keinen Grund zur Sorge um mein Auslandssemester. Kurze Zeit später dann kamen immer mehr Einschränkungen in allen europäischen Ländern. Jeder Tag brachte schlechtere Neuigkeiten. Mitte März beschloss Frankreich schließlich alle Universitäten zu schließen. Am 13.03. besuchte ich also zum letzten Mal meine Universität in Paris und sah – nichts ahnend – auch meine Kommilitonen zum vorerst letzten Mal. Einen Tag später traf ich mich noch mit einer Freundin in der Stadt. Die ersten Museen waren bereits geschlossen. Aber noch war ich mir zu 100% sicher: Ich bleibe hier und sitze einen möglichen Lockdown einfach ab. Doch dann entwickelte sich alles ganz schnell. Am Sonntag kündigte Deutschland an ab Montagmorgen die Grenzen unter anderem nach Frankreich zu schließen. Was das für Bus-, Bahn- und Flugverkehr bedeutete, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand sagen. Daraufhin machte meine Absicht, in Paris zu bleiben, eine 180 Grad Wendung. In meinem Kopf kreiste die Frage: „Was mache ich, wenn einer mir nahstehenden Person in Deutschland etwas zustößt und ich nicht rechtzeitig nach Hause kommen kann?“ Eine schnelle Entscheidung war gefragt. Letzten Endes entschied ich mich schweren Herzens, nach Deutschland zurückzukehren. Im Nachhinein die richtige Entscheidung, da die öffentlichen Fernverkehrsmittel tatsächlich erst einmal eingestellt wurden und Frankreich noch lange im strengen Lockdown saß. 

Zuhause angekommen kamen harte Wochen auf mich zu. Meine Gefühlslage ist in der Zeit ein stetiges auf und ab gewesen. Die Online-Kurse meiner französischen Universität hielten mich zwar weiterhin auf Trab, dennoch wünschte ich mir immer wieder, die Zeit zurückdrehen zu können. Dieses Semester sollte das beste Semester meines Studiums werden. Lange habe ich darauf gewartet, anstrengend war der Weg dahin. Schon immer einmal wollte ich in einer der aufregendsten Metropolen der Welt leben – wenn auch nur für ein knappes halbes Jahr. Doch nun ist es "wiedererwartend" das Semester geworden, in dem eindeutig am Wenigsten passiert ist. Als ein „spannendes Studentenleben in einer aufregenden Stadt“ konnte man die Lage daheim bei den Eltern auf dem Land nun wirklich nicht beschreiben. Mit dem Coronavirus ist ein kleiner Traum für mich zerplatzt.



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